In Deutschland müssen rund 400.000 Wohnungen pro Jahr neu gebaut werden – und das in den kommenden fünf Jahren. Das geht aus einer aktuellen Studie des Pestel-Instituts hervor, die der BFW mit dem Verbändebündnis Sozialer Wohnungsbau am 15. September vorgestellt hat. Der Wohnungsneubau steht demnach vor einer enormen Herausforderung. Ein Hauptgrund dafür sind die rasant wachsenden Flüchtlingszahlen, aber auch der bestehende Nachholbedarf, der starke Zuzug in die Städte und die Zuwanderung aus der EU.
Deutschland schiebt ein „riesiges Wohnungsdefizit“ vor sich her, das von Jahr zu Jahr größer geworden ist. Nach Berechnungen des Pestel-Instituts sind seit 2009 rund 770.000 Wohnungen zu wenig gebaut worden. Konkret müssen in Deutschland bis zum Jahr 2020 jährlich rund 140.000 Mietwohnungen mehr als in diesem Jahr gebaut werden – davon 80.000 Sozialwohnungen und 60.000 Wohnungseinheiten im bezahlbaren Wohnungsbau. Hier hat es in den vergangenen Jahren enorme Versäumnisse der Wohnungsbaupolitik gegeben, so das Verbändebündnis „Sozialer Wohnungsbau“.
Um dem Wohnungsmangel wirkungsvoll zu begegnen, ist ein tatsächlicher Neustart des sozialen Wohnungsbaus zwingend notwendig. Damit dieser gelingt, muß es sowohl für genossenschaftliche und öffentliche Wohnungsunternehmen als auch für private Investoren wirkungsvolle Anreize geben, fordert das Verbändebündnis “Sozialer Wohnungsbau“. Dazu schlägt das Pestel-Institut Investitionszulagen für genossenschaftliche und kommunale Unternehmen vor, sowie steuerliche, zeitlich begrenzte Vergünstigungen (beispielsweise die Wiedereinführung der Sonderabschreibung nach § 7k des Einkommenssteuergesetzes) für private Investoren. Damit kann der Neubau von Sozialmietwohnungen regional gezielt angekurbelt werden.
Neben dem Neustart des sozialen Wohnungsbaus ist die Schaffung von mehr bezahlbaren Wohnungen in Ballungsgebieten für Haushalte mit mittleren Einkommen dringend notwendig. Hierfür sind ebenfalls bessere steuerliche Anreize notwendig, insbesondere eine sachgerechte Erhöhung der Abschreibung (AfA auf 3 Prozent) die sich aus der der wiederholten Verschärfung der EnEV für Wohngebäude ergibt. Eine zusätzliche Sonder-AfA in Höhe von einem Prozent für bezahlbaren Wohnungsneubau ist gerade in Regionen mit besonders angespanntem Wohnungsmarkt dringend geboten.
„Eine Grundvoraussetzung für den erforderlichen Wohnungsneubau ist jedoch die umfassende Ausweisung von Bauflächen in Ballungszentren durch die Kommunen, – und das nicht nur in homöopathischen Dosen, nur für bestimmte Marktteilnehmer oder zu Höchstpreisen“, betont BFW-Präsident Andreas Ibel. „Hier sind Bund, Länder und Kommunen gefordert. Die Baulandpreis-Rallye muss ein Ende haben!“
Mit dem Verbändebündnis „Sozialer Wohnungsbau“ sind elf Organisationen und Verbänden der deutschen Bau- und Immobilienbranche sowie aus den Bereichen Planung und Architektur die Initiatoren der Studie „Wohnungsbedarf und Neustart des sozialen Wohnungsbaus“. Zu dem Bündnis gehören der Deutsche Mieterbund (DMB) und die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Ebenso der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), der Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB), der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM), der Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (BBS), der Verein Deutscher Zementwerke (vdz) und der Bundesverband Flachglas (BF).
Die Kurzstudie steht hier zum Download bereit
Pestel-Institut Kurzstudie Wohnungsbedarf – pdf